Finanzen beschäftigen uns unser ganzes Leben lang – vom ersten Taschengeld über den täglichen Lebensunterhalt bis hin zu großen Zielen wie Traumreisen, Autos oder Hauskauf. Wie wir mit unseren Finanzen umgehen, spielt eine große Rolle und hat direkte Auswirkungen auf unsere Zukunft – besonders auf unseren Lebensstandard im Alter, wenn wir nicht mehr arbeiten.
Und obwohl dieses Thema alle betrifft, gibt es im Schul- und Bildungssystem keine Unterstützung oder Lösung dafür. Vielmehr werden Finanzen gesellschaftlich als Erziehungsthema behandelt. Doch auch dort gibt es selten ein solides Wissensfundament, auf dem aufgebaut werden kann. Wer persönlich an Finanzen interessiert ist, findet im Internet den einen oder anderen guten Ratschlag, wie sich ein Vermögen aufbauen lässt. Doch obwohl unser ganzes Leben darauf ausgerichtet ist, Geld zu verdienen und es anschließend zum Überleben, Leben und Erleben auszugeben, ist die Relevanz dieses Themas in unserer Gesellschaft noch nicht großflächig durchgedrungen.
Schenkst du deinen Finanzen keine bewusste Aufmerksamkeit, wird entweder dein heutiges oder – viel wahrscheinlicher – dein zukünftiges Ich darunter leiden. Und da das Motto nicht umsonst YOLO (you only live once) lautet, solltest du dafür sorgen, dass dein Lebensstandard in beiden Zeitbereichen gut und ausgewogen ist.
Dein heutiges Ich
Dein heutiges Ich ist das Resultat aller Finanzentscheidungen, die du in der Vergangenheit getroffen hast. Ich teile es gerne in zwei Bereiche auf, die ich analysiere:
Der Cashflow bezeichnet deinen finanziellen Überschuss innerhalb eines bestimmten Zeitraums (bspw. monatlich oder jährlich). Er spiegelt wider, wie sich deine heutige Planung auf dein zukünftiges Ich auswirkt: Je mehr finanziellen Überschuss du heute hast, desto höher wird dein Lebensstandard in der Zukunft sein.
Dein Vermögen sind die Dinge, die du gekauft oder aufgebaut hast, die nachhaltig ihren Wert oder dein Einkommen erhöhen. Deine früheren Entscheidungen haben also direkten Einfluss auf den Lebensstandard deines zukünftigen Ichs. Je mehr dein Vermögen an Wert gewinnt, desto besser wird dein Lebensstandard sein, wenn du nicht mehr arbeitest.
Dein zukünftiges Ich
Dein zukünftiges Ich ist die Vision, die du für dein Leben in verschiedenen Zeitbereichen hast. Da viele unserer Vorstellungen materialistischer Natur sind oder von finanziellen Mitteln abhängen, braucht es Geld oder Vermögen. Und zwar ganz individuell abhängig von der eigenen Vision, wie sich das Leben ausgestalten soll.
Schenkst du deinen Finanzen keine Aufmerksamkeit, wird dein zukünftiges Ich darunter leiden.
- Dr. Kevin Daumann
Gleichgewicht im Lebensstandard
Es fällt einem leicht, sich vorzustellen, dass der Lebensstandard im Arbeitsleben und später im Ruhestand derselbe bleibt. Unser Sozialversicherungssystem ist allerdings nicht darauf ausgelegt und das wird auch offen kommuniziert. Vielmehr soll es als Basis für mehr dienen.
Als Faustformel kann man sagen, dass wir pro Arbeitsjahr 1 % unseres verdienten Bruttoeinkommens als Bruttorente bekommen (Steuern und Sozialabgaben fallen noch an). Und dass nach 45 Arbeitsjahren mit 45 % Bruttoeinkommen nicht derselbe Lebensstandard aufrecht erhalten werden kann, ist offensichtlich. Deswegen bedarf es eigener und individueller Ruhestandsplanung.
Eine Reduktion des Lebensstandards im Alter ist zwar mit großem zeitlichen Abstand denkbar, aber für die wenigsten wünschenswert. Deswegen ist es umso wichtiger, auch zu bedenken, wie sich der jetzige Lebensstandard auf die Zukunft auswirkt. Das zeigt folgendes Beispiel von zwei Personen, die jeweils ein Einkommen von 3000€ netto haben:
Unabhängig davon, ob diese Zahlen nun für dich persönlich gut sind oder ausreichen, lassen sich aus beiden Situationen zwei Sachen feststellen. Offensichtlich ist: Je mehr Geld ich für meinen Lebensstandard brauche, desto weniger Sparpotenzial habe ich bei gleichbleibenden Einkommen.
Doch noch wichtiger ist die versteckte Botschaft: Je höher mein Lebensstandard heute ist, desto mehr Sparpotenzial benötige ich, um diesen Lebensstandard für mein zukünftiges Ich aufrecht zu erhalten. Deshalb ist es so wichtig, behutsam mit der Erhöhung des Lebensstandards umzugehen. Jeder Euro, der in meinem momentanen Lebensstandard steckt, muss mit mehr als einem Euro im Nettoeinkommen aufgewogen werden.
Dabei werden beide Personen sagen, dass sie gut mit ihrem Geld klarkommen. Das mag für das heutige Ich wahr sein, nicht aber zwingend für das zukünftige Ich. Das Ziel sollte es sein, ein Gleichgewicht für das heutige und das zukünftige Ich zu erzeugen und die Lücke zwischen heutigem und zukünftigem Lebensstandard zu schließen.
Je höher mein Lebensstandard ist, desto mehr muss ich sparen, um ihn aufrecht zu erhalten.
- Dr. Kevin Daumann
So kannst du dir Vermögen aufbauen
1. Bestimme deine Ziele
Bevor Vermögen aufgebaut wird, sollte zunächst so klar wie möglich dargestellt werden, wofür, bis wann und wie viel gebraucht wird. Da wir in unserem Leben meist mehr als ein Ziel haben, wird die Priorisierung dieser Ziele enorm wichtig. Häufig genug kommt es vor, dass nicht genug Sparpotenzial für die gesetzten Ziele vorhanden ist und Abstriche gemacht werden müssen.
An deinen Zielen kannst du ablesen, wie viel Sparrate du in welchem Monat benötigst (das wird sich bei Erfüllung von Zielen beispielsweise ändern – entweder sinkt deine Sparrate oder du kannst sie auf das nächste Ziel anpassen). Deine Ziele zu bestimmen und zu priorisieren schafft gleichzeitig Klarheit und Freiheit.
2. Optimiere Einnahmen und Ausgaben
Nachdem die Zielsparraten bekannt sind, geht es darum, dein Sparpotential zu ermitteln und bestenfalls zu optimieren. Das kannst du einerseits auf der Ausgabenseite durch Einsparungen oder manchmal einfach nur „aufräumen“ erreichen. Auf der Einnahmenseite geht das durch Nebenjobs, gezieltere Gehaltsverhandlungen oder einen Jobwechsel bei ausbleibender Perspektive.
Wie das konkret aussehen kann, zeigt Dr. Kevin Daumann hier mit einem Beispiel-Haushaltsrechner. Diesen kannst du einfach herunterladen und ausfüllen oder auf deine persönlichen Bedürfnisse anpassen.
3. Baue Rücklagen auf
Rücklagen bieten uns die Gewissheit, auf ungeplante Ereignisse im Leben reagieren zu können – beispielsweise Reparaturen, Schäden oder Arbeitslosigkeit. Wie viel Rücklage sinnvoll ist, hängt vom eigenen Risikoempfinden ab. Im Idealfall sollte sie zwischen 2 und 5 Nettogehältern liegen. Hier gilt: Eine Zahl festlegen und darauf hinarbeiten.
4. Lege Vermögen an
Sind nun keine Schulden mehr vorhanden und es existiert eine Rücklage, kannst du anfangen, das Geld zu investieren. Das gewählte Risiko der Geldanlage beispielsweise am Kapitalmarkt solltest du dabei an den Zeithorizont der jeweiligen Ziele anpassen. Orientierungsregel: Je schneller du deine Ziele erreichen möchtest, desto geringer muss das Risiko sein.
5. Hebe deinen Lebensstandard an
Nach einiger Zeit wird trotz Erfüllung deiner gesamten benötigten Sparrate noch Cashflow übrig bleiben. Das ist der Moment, in dem du deinen Lebensstandard im Heute und in der Zukunft gleichzeitig anheben kannst. Je niedriger dein Ausgangspunkt (dein momentaner Lebensstandard) ist, desto schneller wird dieses Phänomen eintreten. Und ich bin vollkommen davon überzeugt, dass in diesem Status Quo ein riesiges finanzielles Wohlbefinden resultieren wird.