Cannabis wird legalisiert. Wir machen den Check in unserer Kurzserie #BusinessDrogen. Macht es Sinn, Cannabis oder andere Substanzen als „Arbeitsdrogen“ einzusetzen? Von Kaffee bis DigitalDetox - hier findest du Denkanstöße für den Umgang mit Drogen am Arbeitsplatz.
Pornografie – vielleicht fragst du dich, was dieses Thema mit dem Business zu tun hat. Doch sie gehört so klar zum Internet wie Suchmaschinen und Kurzvideos, ihr Umsatz ist mit der Automobilindustrie vergleichbar. Sex sells – im Netz nur einen Mausklick entfernt. Laut einer Umfrage der Techniker Krankenkasse schauen 20% der Männer Pornos auf der Arbeit. Die allgegenwärtigen pornografischen Inhalte im Internet bergen tatsächlich ein hohes Suchtpotenzial und können erhebliche negative Auswirkungen auf die berufliche Leistung und das persönliche Wohlbefinden haben. Irgendwie hat Pornografie unsere Gesellschaft durchdrungen und wirkt sich jetzt vielerlei auf Business und Leben aus. Doch eines nach dem anderen. Schauen wir doch zuerst einmal ein wenig in die Geschichtsbücher.
Die Geschichte der Pornografie
Pornographie ist kein neues Phänomen. Bereits die antiken Kulturen der Griechen und Römer kannten Darstellungen sexueller Handlungen in Kunst und Literatur. Die Römer hatten sogar pornografische Abbildungen auf ihrem Tafelgeschirr. Mit der Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert und später mit Film und Internet wurde Pornografie jedoch immer leichter zugänglich und massentauglich.
Heute besteht etwa ein Drittel des gesamten Datenverkehrs im Internet aus pornografischen Inhalten, und die nächste Befriedigung ist nur einen Klick entfernt. Pornografie ist zu einer weit verbreiteten und leicht zugänglichen „Droge“ geworden, die von Millionen Menschen regelmäßig konsumiert wird.
Ein paar Fakten
Deutschland ist Weltmeister im Porno schauen. 12,47% aller Webseiten-Aufrufe in Deutschland führen auf Porno-Seiten.
35 Prozent des Datenverkehrs im Internet ist pornografischen Ursprungs. (Quelle)
43 Prozent, also fast die Hälfte aller Internet-User weltweit, schauen sich Pornoseiten an.
20 Prozent der Männer geben zu, sich auf der Arbeit Pornos anzuschauen. Wenn auch unerwartet, zählt Pornografie somit definitiv zu den #BusinessDrogen.
Porno im Gehirn
Pornografie aktiviert das Belohnungszentrum im Gehirn ähnlich wie Substanzen wie Zucker, Alkohol oder andere Drogen auch. Beim Anschauen eines Pornos werden Botenstoffe wie Dopamin, Serotonin und Endorphine freigesetzt, die zu einem übernormalen Glücks- bzw. „High“-Gefühl führen. Neurologin und Sexualtherapeutin Heike Melzer erklärt in einem Bericht der Techniker-Krankenkasse, dass Sex neben Nahrung einer der stärksten Aktivatoren des Lustzentrums ist und nur noch von Substanzen wie Kokain oder Heroin übertroffen wird. Das macht schließlich auch Sinn, denn Fortpflanzung, also der Orgasmus, ist das Ziel allen Lebens. Was aber, wenn der Orgasmus durch Pornografie seinen ursächlichen Zweck verliert?
Eine schleichende Sucht
Je mehr das Gehirn sich an die Reize von Pornos gewöhnt, desto mehr wird benötigt, um denselben Kick zu erleben. Frau Melzer beschreibt, dass sich seit einiger Zeit die Folgen von übermäßigem Pornokonsum zu einer Sucht entwickeln: „Viele meiner Patienten leiden unter Kontrollverlust. Ihre sexuellen Triebe verselbstständigen sich”. Dies führt zu einer Toleranzentwicklung und Dosissteigerung, wodurch Betroffene immer mehr und oft extremeres Material konsumieren. Die Übergänge zwischen gelegentlichem Konsum und Abhängigkeit sind fließend und können zu einem jahrelangen, schleichenden Prozess werden, der von den Betroffenen häufig nicht erkannt oder aus Scham verleugnet wird.
Die Diagnose „Pornosucht“ existiert nicht direkt. Seit 2022 gibt es jedoch in der Internationalen Klassifikation von Krankheiten der WHO die Diagnose „zwanghaftes sexuelles Verhalten“, welche den zwanghaften Konsum von Pornografie beinhaltet.
Sexualität ist ein guter Diener, aber ein schlechter Herr.
Bin ich pornosüchtig?
Ein sicherer Indikator für eine Pornosucht ist der Kontrollverlust, insbesondere wenn Versuche, den Konsum einzustellen, fehlschlagen. Weitere Anzeichen sind das Durchziehen sexueller Fantasien während des gesamten Tages, die Entwicklung von Toleranz und die Notwendigkeit, die Dosis zu erhöhen, um einen gleichbleibenden Effekt zu erzielen. Negative Folgen können in verschiedenen Bereichen des Lebens auftreten, darunter Beziehungen, Leistungsfähigkeit oder Gesundheit.
Wie schon in den anderen Artikeln zum Thema #BusinessDrogen gilt unser Grundsatz: Sexualität ist ein guter Diener, aber ein schlechter Herr. Wenn etwas dich kontrolliert, statt dass du es kontrollierst, wird es schnell problematisch.
Menschenhandel in der Pornoindustrie
Es braucht keine lange Recherche, um auch das Problem des Menschenhandels und der modernen Sklaverei mit der Porno-Industrie und Prostitution in Verbindung zu bringen. Der Glanz und Glamour der Sexindustrie verdecken die Tatsache, dass viele Frauen in der Pornoindustrie Opfer von Menschenhandel, Ausbeutung und Entwürdigung sind.
Zahlreiche Menschen in der Sexindustrie sind Opfer von Menschenhandel, Ausbeutung und Entwürdigung.
Der Spiegel berichtet in einem Interview, dass seit Beginn des russischen Angriffskriegs gewarnt wird, dass geflüchtete ukrainische Frauen von Menschenhandel werden könnten. Der Sonderbeauftragte der OSZE zur Bekämpfung von Menschenhandel Valiant Richey berichtet im Spiegel, dass sich nach dem Kriegsbeginn Suchanfragen wie „Ukrainische Escorts“ und „Ukrainischer Flüchtlings-Porno“ hundertfach erhöht haben. Es ist verstörend zu sehen, dass viele Männer ihre erste Reaktion auf den Krieg mit der Frage verbinden, wie sie sexuell an die geflüchteten Frauen herankommen. Die Welt berichtet, dass nach Schätzungen der UN allein in Westeuropa jährlich etwa 500.000 Frauen als Zwangsprostituierte gehandelt werden. Ein dunkles Kapitel unserer modernen und aufgeklärten Welt, welches leider viel zu oft verdrängt wird. Die erschreckenden Zahlen und Fakten sollten uns allein aus ethischen Gründen zum Nachdenken bringen und dazu, die Porno-Droge zu hinterfragen.
Doch vielleicht erinnerst du dich: Unser Oberthema ist „Drogen im Arbeitsalltag“. Es ist wirklich spannend, was die zunehmende Sexualisierung mit unserem Energiehaushalt und der Leistungsfähigkeit macht.
Auswirkungen von Pornografie
Pornografie kann erhebliche negative Auswirkungen auf die berufliche Leistung haben. Viele Konsumenten leiden unter Kontrollverlust und einer Verselbstständigung ihrer sexuellen Triebe. Dies führt zu Konzentrationsschwierigkeiten, Antriebslosigkeit, depressiven Verstimmungen, Schlafstörungen, Scham und oftmals auch Versagensängsten und schlechtem Gewissen. Das liegt vor allem daran, dass Sex einer der größten Motivatoren in unserem Hirn darstellt. Wenn nun jedoch die Barriere für den Orgasmus absurd klein wird, verlieren wir jeglichen Antrieb, anstatt den sexuellen Impuls in Motivation umzuwandeln.
Die Verselbständigung sexueller Triebe führt zum Verlust jeglichen Antriebs – auch im Business.
Normaler Sex wird dann nicht mehr als befriedigend empfunden, was besonders junge Männer zunehmend unter sexuellen Funktionsstörungen wie Potenzstörungen oder partnerbezogener Unlust leiden lässt. Denn beim Sex wird auch der Neurotransmitter Oxytocin ausgeschüttet, der zu einer tieferen Bindungen zwischen Menschen führt. Bei Pornographie fehlt diese biochemische Bindung völlig. Vermutlich ist die höchste Single-Rate aller Zeiten in der westlichen Welt auch hier kein Zufall.
Fazit: Verzicht und seine Kraft
Napoleon Hill, bekannt für sein Werk „Think and Grow Rich“ (von 1937 bis heute beliebt), widmet der transformativen Kraft der sexuellen Energie ein ganzes Kapitel. Hill argumentiert, dass sexuelle Energie eine der stärksten menschlichen Triebkräfte ist und, wenn sie richtig kanalisiert wird, außergewöhnliche kreative und produktive Energien freisetzen kann. Diese Idee bezeichnet er als „sexual transmutation“.
Hill betont, dass Selbstbeherrschung und Kontrolle im Bereich der Sexualität entscheidend sind, um diese Energie effektiv umzuleiten. Statt sie in physischen Handlungen zu vergeuden, sollte man diese kraftvolle Energie in kreative und produktive Aktivitäten umwandeln. Laut Hill haben viele der größten Erfinder, Künstler und Geschäftsleute der Geschichte diese Praxis angewendet, um ihre außergewöhnlichen Leistungen zu erreichen.
Selbstbeherrschung und die Fähigkeit, sexuelle Energie zu transmutieren, sind laut Hill Schlüsselqualitäten für den persönlichen und beruflichen Erfolg – und das nicht nur im Bett. Wer lernt, diese Energie bewusst zu steuern, kann nicht nur seine kreativen Fähigkeiten maximieren, sondern auch ein höheres Maß an persönlicher Erfüllung und Zufriedenheit erreichen. Hill fordert dazu auf, diese mächtige Energiequelle zu erkennen und zu nutzen, um das volle Potenzial des eigenen Lebens auszuschöpfen.
Pornografie ist ein Teil unseres digitalen Zeitalters – aus vielen Gründen jedoch mehr als fragwürdig. Die Auswirkungen von Pornografie auf das Berufsleben und die persönliche Leistungsfähigkeit sind nicht zu unterschätzen. Ein bewusster Umgang und die Kontrolle über die eigene Sexualität sind entscheidend für Gesundheit und Erfüllung – in Leben und Business.