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Was macht Musik schön?

Musik erklingt um uns herum, dringt in unsere Ohren und gehört fast so zu unserem Alltag wie die Luft zum Atmen. Doch obwohl wir ihre ständige Anwesenheit gewohnt sind, lassen uns manche Musikstücke nicht unberührt. Sie rütteln auf, beruhigen, trösten, erfreuen, rühren uns zu Tränen. Doch was ist das Schöne dieser Melodien?

Inhalt

Ein Vergleich

Wer die Schönheit von Musik entdecken will, muss sich ein wenig mit ihren theoretischen Grundlagen beschäftigen. Vergleichen wir zunächst zwei Melodien miteinander. Dabei erkennen wir einen Qualitätsunterschied.

Hier sehen wir Folgendes: Treppauf – treppab, das ist eher eine nichtssagende Fingerübung als eine schöne Melodie.

Die zweite Tonhöhen-Bewegung ist einerseits ausgewogen, aber doch mit ein paar hübschen Besonderheiten gewürzt. (Ich empfehle das Nachsummen oder -spielen!)

Die Melodie der deutschen Hymne kann wohl als eine der schönsten gelten. Zu den notierten Takten passen die Wörter „Einigkeit und Recht und Freiheit“.

Kein Geringerer als Klassik-„Papa“ Joseph Haydn schuf diese detailreiche und doch eingängige Melodie im Jahr 1797. Die anfangs stattfindende Aufwärtsbewegung (1) wird kurz unterbrochen (2). Und bevor der Abwärtsgang (3) wieder zum Grundton (5) findet, holt er einen Ton nach unten aus (4). Den Rhythmus (Tonlängen) bilden einerseits Viertelnoten, andererseits gibt es eine verlängerte (punktierte) Viertel sowie insgesamt drei Achtel, also kürzere Werte. So ist für etwas Abwechslung gesorgt.

Über Schale und Kern

Nun beschäftigt sich die Erklärung von Musik eher mit ihrem Äußeren, ihrer „Schale“. Ihren „Kern“ verrät sie erst beim Hören. Sie will erlebt werden und das lässt sich kaum in Worte fassen. Sonst könnte man ja einfach einen Text schreiben anstelle von Noten. Und auch, obwohl ein Bild mehr sagt als tausend Worte, kann es nicht das Gleiche ausdrücken wie Töne. Übrigens kann selbst eine eher „gegrölte Variante“ im Fußballstadion der schönen Hymne nichts anhaben.

Musik ist die gemeinsame Sprache der Menschheit.

Um aber bei der Sache zu bleiben: Eine Banane ohne Schale hält sich nicht lange. Wer die sichtbare Qualität von Musik wahrnimmt, kann sie besser genießen. Gute, also schöne Musik weist ein ausgewogenes Verhältnis von a) Wiederholung, b) Veränderung und c) Gegensatz auf.

Immer das Gleiche zu wiederholen, widerspricht unserem Wunsch nach Kreativität. Beständig neue Abschnitte erklingen zu lassen, widerspricht unserem Wunsch nach Fassbarkeit. In der Haydnschen Hymnen-Melodie (insgesamt 20 Takte) kommt keins der drei Grundelemente a) bis c) zu kurz.

Auch der Ambitus ist wichtig. Darunter verstehen Musiker den Tonumfang einer Melodie vom tiefsten bis zum höchsten Ton. Den höchsten häufiger zu verwenden, macht ein Lied nicht schöner. Dadurch wird er vielmehr abgenutzt. Dagegen wirkt der Hochton hier wie ein 5000-Meter-Berg inmitten von kleineren Bergen und Hügeln, buchstäblich einmalig. Haydn platziert ihn im Sinne des Goldenen Schnitts in Takt 13.

Hinführend zum Melodie-Gipfel gebraucht der Komponist einen speziellen (Leit-)Ton. Dieser kommt im Vorrat der eigentlichen Tonleitertöne nicht vor und sorgt sowohl für eine neue Farbe als auch für Spannung. Damit ergibt sich eine Brücke zum Bereich der Harmonik, des Zusammenklangs der Töne.

Schon das Wort Harmonie deutet an, dass sie für eine Menge an Schönheit mitverantwortlich ist. Darauf gehe ich hier zwar nicht weiter ein, weise aber ausdrücklich auf den Kern der Musik hin, wie er sich beim Hören und Genießen erschließt. Durch Musik als Sprache des Gefühls wird optimalerweise das Herz erreicht, der Verstand aber nicht ausgeschaltet.

Zum Kern kommen

Ich habe drei bemerkenswerte Stücke herausgesucht, die unsere Ohren für die Schönheit mancher Musik öffnen können. Ich empfehle, sie mit Herz und Verstand anzuhören!

Zunächst das „Kaiserquartett“ von Haydn, in dem er seine eben betrachtete genial-schöne Melodie präsentiert und variiert. Er war der Meinung, dass ein jeder Musiker durchaus das Zusammenstellen anderer „Bauelemente“ lernen kann; dass aber eine gute Melodie nur dem Genie gelingt. Diese Art schöner Melodien zeichnet sich auch durch Haltbarkeit aus – oft überdauern sie Jahrhunderte.

Hörtipp Nummer zwei: Einer von Haydns ganz großen Vorgängern war Johann Sebastian Bach (1685-1750). Er sah sich nicht als Genie, wenn er auch durchaus wusste, was er konnte. Für ungeübte Ohren wirken einige seiner Fugen oder Kantatensätze womöglich kompliziert-rätselhaft. Dem Reiz seiner „Air“ (Melodie) aus der Orchestersuite in D-Dur kann sich aber wohl kaum jemand entziehen. Man könnte sagen, sie ist unbeschreiblich schön. Daher verzichte ich auf das Beschreiben und Erläutern.

Mein dritter Hörtipp ist „Over the Rainbow“, Musik von Harold Arlen (erstmals gesungen in den 1930er Jahren von Judy Garland im Film „Der Zauberer von Oz“). Das Ausgewogene kann man an der Anordnung der Tonabstände erkennen: Der große Sprung zu Beginn wird nach und nach verkleinert und durch Tonschritte ausgefüllt. Damit ist die großartige Melodie dieser Ballade natürlich nur bruchstückhaft beschrieben.

Ich wünsche einen guten Hör-„Appetit“!

Lobe den Herrn, meine Seele.

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