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Ego-Trips oder Herzensweg?

In unserem Leben werden wir ständig vor Entscheidungen gestellt. Kleine, fast unscheinbare, aber auch große und überwältigende, die ein Leben verändern können. Doch wie wir uns entscheiden, bleibt uns überlassen. Denn wir haben immer die Wahl, unserem Ego zu gehorchen oder unserem Herzen zu folgen.

Inhalt

Getrieben, gehetzt, gejagt

Kennst auch du dieses Gefühl der inneren Unruhe, als würde Strom durch deinen Körper fließen? Fühlst dich getrieben, gehetzt, gejagt? Doch du weißt nicht, wieso? Auch ich war lange Zeit in einer solchen Situation. Wurde unter Druck gesetzt von Stimmen, die aus meinem Ego kamen. Sie brüllten mich förmlich an. Wollten, dass ich etwas tat, das heute den Erfolg von morgen vorantrieb. Völlig gleichgültig, ob die Zeit dafür schon reif war.

Für viele Menschen ist ihr ängstliche Ego das, was sie rastlos sein lässt. Denn für das Ego bist du niemals genug – egal, wie viel du leistest, verdienst oder hast. Seine Fantasie ist grenzenlos.Die Angst, die aus meinem Ego kam, war ebenso groß wie kindlich und lähmend.

Das Ego ist der Verstand, der um sein eigenes Überleben kämpft.

„Von nichts kommt nichts“, „Ohne Fleiß kein Preis“, „Was sollen Nachbarn, Freunde, Bekannte oder Verwandte über deinen Lebensstil denken?“

Diese Stimmen und Glaubenssätze waren unermüdlich, männlich und dominant. Ich wusste, woher sie kamen, aber nicht, wie lange sie blieben.

Es waren und sind die Ansichten und Muster einer Generation und Gesellschaft, in der leider immer noch der archetypisch männliche Macherpol dominiert. Es sind die Stimmen der Menschen, die auf Familienfesten lieber davon hören, welche neue Stufe auf der Karriereleiter erreicht wurde, anstatt der Geschichte zu lauschen, die davon erzählt, wie man den eigenen Herzensweg gefunden hat. Denn ihre Ansichten werden weniger von der Frage „Wie fühlt es sich nach innen an?“, als viel mehr von „Wie sieht es nach außen aus?“ getragen.

Auf der Suche nach dem Herzensweg

Wie viele Menschen führen ein Leben, das zwar nach außen gut aussieht, sich aber nach innen nicht gut anfühlt? So war es lange Zeit auch bei mir. Doch warum ist das so? Weil viele von uns von Ego-Trips getrieben sind und hoffen, durch immer mehr Leistung und harte Arbeit Liebe, Anerkennung und Wertschätzung zu bekommen. Wertschätzung in Form von mehr Gehalt, Lob oder einer höheren Position.

Diese Ego-Trips basieren auf der Angst, nicht genug zu sein und halten uns in einem Hamsterrad von „höher-schneller-weiter“ gefangen. Wir möchten höher hinaus als der Nachbar, schneller Karriere machen als der Kollege und weiter kommen als die Geschwister.

In diesem Hamsterrad vergessen wir jedoch oft, inne zu halten und uns zu (hinter)fragen, was wir eigentlich möchten und was uns im Herzen wirklich und wahrhaftig erfüllt und bewegt. Denn anders als das Ego geht unser Herz den Weg der Liebe. Damit eröffnet es uns die Möglichkeit, unser wahres Selbst, unser Potential, unsere Gaben und Talente zu entdecken.

Anders als das Ego geht unser Herz den Weg der Liebe.

Für mich war es nach Jahren in diesem krank- statt glücklichmachenden Hamsterrad an der Zeit, mein Denken und Verhalten zu transformieren und den Weg der Liebe einzuschlagen. Der enorme Leidensdruck und der Wunsch nach einem Wandel haben mich zum Umdenken und schließlich ins Handeln gebracht.

Ich spürte, dass ich mir selbst und meinem Leben nach all den Jahren der Unzufriedenheit eine Antwort schuldig war. Deshalb entschied ich mich für einen radikalen Lebenswandel, um meinen persönlichen Herzensweg zu finden.

Ich kündigte meine Stelle im Angestelltenverhältnis, denn ich war nicht mehr bereit, meine Freiheit aufzugeben, um im Hafen der Sicherheit zu verweilen – wie es Benjamin Franklins Worte wunderbar zum Ausdruck bringen:

Wer bereit ist, Freiheit zu opfern, um Sicherheit zu gewinnen, verdient weder das eine noch das andere, und wird am Ende beides verlieren.

Wo kämen wir da hin, wenn das jeder machen würde?

Zu den ohnehin schon lauten Stimmen in meinem Inneren kamen nun auch noch die Stimmen aus dem Außen hinzu:

„Arbeitslos, faul und auf der Suche nach dem persönlichen Herzensweg.“

Stimmen, zu denen sich auch Blicke der Gesellschaft gesellten. Blicke, die mir unmissverständlich klar machten, dass ein solcher Lebenswandel – der nichts geringeres als die Möglichkeit der Selbstverwirklichung in sich trägt – weder akzeptiert noch toleriert und schon gar nicht verstanden wird.

Menschen und Ansichten, die den Stimmen in mir Bestätigung schenkten. Sie schüttelten den Kopf und wandten sich mit einem missachtenden „Wo kämen wir da hin, wenn das jeder machen würde?“ ab. Ich fühlte mich hilflos, ohnmächtig, ausgeliefert. Ein Gefühl, das ich aus der Kindheit kannte.

Doch während meine verängstigte Kinderstimme schwieg, wollte meine Erwachsenenstimme Antworten auf eine Gegenfrage, die tiefer ging. Denn es waren wieder einmal nur ihre Ansichten, aber nicht meine.

Wo sind wir denn heute gesellschaftlich mit der Einstellung „Wo kämen wir da hin, wenn das jeder machen würde“ gelandet?

  • Bei Firmen, die nur noch Zahlen produzieren und deren Führungsstil eher an Sklaverei als an ein menschliches Miteinander erinnert – und von Werkstolz schon lange nicht mehr die Rede sein kann.
  • Bei Mitarbeitern, die sich heute mit einem Burnout outen, das Handtuch werfen und deren Stelle vier Wochen später undankbar durch einen neuen Mitarbeiter besetzt wird.
  • Bei Familienmüttern/-vätern, die mit 60 Jahren merken, 30 Jahre lang in die falsche Richtung gerannt zu sein, nur um den „schönen“ Schein nach außen zu wahren.
  • Bei zerrütteten Ehen, die eher einer WG als einer aus Liebe entstandenen Verbindung auf Herzebene gleichen.
  • In oberflächlichen Beziehungen, in der Partner:innen hoffen, im Gegenüber ewiges Glück zu finden, um die eigene innere Leere nicht ertragen zu müssen.

 

Warum?

Weil diese Menschen und Instanzen nicht gingen, um zu schauen, wohin man denn käme, wenn man denn mal ginge. Vielleicht war ihre Furcht, durch das gesellschaftliche Raster zu fallen oder die soziale wie berufliche Anerkennung zu verlieren, zu groß? Vielleicht ihre Angst vor der Meinung anderer zu mächtig? Denn oft sind wir so sehr damit beschäftigt, ein nach außen hin „perfektes“ Leben zu kreieren und unser Ego zu füttern, dass wir gar nicht bemerken, wie sehr unser Herz und unsere Seele dabei verhungern.

Wohin man käme, wenn man denn mal ginge...?

Die Reise zu sich selbst ist wohl die längste, zu der ein Mensch je antreten und die auch niemals enden wird. Denn so lange wir leben, entwickeln wir uns weiter. Wir erreichen immer neue Stufen in unserer Persönlichkeit. Durch Mut, Kraft, Geduld und Vertrauen führen sie so auf den Weg der Selbstverwirklichung – der mit einem Gefühl von innerem Frieden, Ruhe, Klarheit, Gelassenheit, Zufriedenheit und Erfüllung belohnt wird.

Die Ruhe und Stille, die mir meine Auszeit schenkte, half mir, nach innen zu hören und zu lauschen, was meine Seele brauchte und mein Herz sich wünschte.

Die Zeit des Big Business und eines 9-to-5-Jobs waren für mich zu Ende. Ich tauschte meinen Bürostuhl gegen einen Coaching-Sessel und machte eine Ausbildung zum Life-Coach, denn ich erkannte, dass ich mit meiner Arbeit einen Beitrag leisten und Menschen dabei helfen möchte, auch ihre blockierenden Denkweisen zu erkennen und aufzulösen. Meine Vision ist es, dass auch sie ihrem Herzen wieder Schritt für Schritt näher kommen, um ihre tiefen Wünsche und Bedürfnisse zu entdecken.

Denn in jeder Phase unseres Lebens und bei jeder Entscheidung haben wir die Möglichkeit, zwischen dem Weg der Angst und dem Weg der Liebe zu wählen. Und wer weiß – vielleicht ist jetzt der perfekte Moment, dich selbst einmal zu hinterfragen: Wohin soll die Reise denn noch gehen, wenn das Haus abbezahlt, das Konto randvoll, die Beziehung gegen die Wand gefahren oder die Gesundheit im Keller ist?

Vielleicht ist jetzt deine Zeit, selbst einen solchen Lebenswandel einzuläuten, um am Ende nicht wie bei Joachim Ringelnatz’ Zitat feststellen zu müssen, eigentlich nie gelebt zu haben?

Du weisst nicht mehr, wie Blumen duften,
kennst nur die Arbeit und das Schuften.
So geh’n sie hin, die schönsten Jahre,
am Ende liegst du auf der Bahre.
Und hinter dir, da grinst der Tod:
„Kaputtgeschuftet – Vollidiot!“

Immer mit der Chance, dass auch deine Stimmen irgendwann verstummen – nämlich dann, wenn sie einen sicheren Ort in dir gefunden haben und spüren, dass dein Lebenswandel aus ihrem Überlebenskampf deinen Lebenstraum gemacht hat. Denn was am Ende zählt ist nicht, wie es nach außen aussieht, sondern wie es sich im Innen anfühlt.​

Ich wünsche dir schon heute von Herzen eine angenehme Reise.

Autor
Bettina Magg ist nicht nur Coach für Frauen, sondern auch Zuhörerin, Impulsgeberin, Wegbegleiterin und Herzensmensch. Durch das Arbeiten auf der Gefühlsebene unterstützt sie ihre Kundinnen dabei, die blockierenden Gefühle und Gedankenmuster hinter einer Problematik zu ergründen, zu verstehen und zu bearbeiten.
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