Fachkräftemangel
Laut einer Studie im Auftrag der New Work SE wird der Fachkräftemangel in Deutschland weiter zunehmen. Zwei von drei Personalentscheidern (67 Prozent) gehen davon aus, dass sich die Situation im kommenden Jahr noch weiter verschärfen wird. Die Umfrage wurde telefonisch unter insgesamt 500 Personalverantwortlichen in Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten durchgeführt. Insbesondere in Unternehmen mit über 250 Beschäftigten ist die Sorge vor klaffenden Fachkräftelücken stark ausgeprägt.
Im Bewerbungsprozess abgesprungen
Ein interessantes Ergebnis der Studie ist, dass nahezu alle Personalentscheider die Erfahrung gemacht haben, dass Talente während des Bewerbungsprozesses abgesprungen sind. Konkret gaben 90 Prozent der Personalleiter an, dass Bewerber während des laufenden Bewerbungsprozesses abgesagt haben. Fast jeder dritte HR-Verantwortliche (37 Prozent) bestätigte, dass Kandidaten in den letzten zwölf Monaten gelegentlich abgesprungen sind. Darüber hinaus gaben 24 Prozent der Befragten an, dass dies sogar häufig bis sehr häufig vorgekommen ist.
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Warum Bewerber wirklich abspringen
Als Personalberater habe ich im Laufe meiner Karriere hunderte Bewerbungsprozesse begleitet und analysiert. Hierbei konnte ich einige spannende Einblicke hinter die Kulissen gewinnen. Einer meiner Leitsätze im Recruiting ist „Time kills all Deals“. Der Zeitfaktor spielt in vielen Bereichen eines Bewerbungsprozesses eine Rolle und ist oftmals essenziell, um Mitarbeiter für sich zu gewinnen. Aber auch viele andere Faktoren gilt es zu berücksichtigen. Auf einige davon möchte ich hier genauer eingehen.
Mangelnde Kommunikation
Wenn Bewerber keine oder nur unzureichende Rückmeldungen erhalten, können sie das Interesse an der Stelle verlieren und sich anderen Optionen zuwenden.
Lösungsansatz: Eine klare und schnelle Kommunikation mit den Bewerbern ist unerlässlich. Regelmäßige Updates und informatives Feedback stärken das Vertrauen, erhalten das Engagement und vor allem das Interesse des Bewerbers aufrecht.
Lange und komplizierte Bewerbungsprozesse
Wenn der Bewerbungsprozess zu langwierig, verwirrend oder unflexibel ist, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Bewerber abspringen oder sich für ein anderes Unternehmen entscheiden.
Lösungsansatz: Vereinfache den Bewerbungsprozess, indem du nur relevante Informationen und Unterlagen anforderst. Bringe eine gewisse Grundflexibilität mit, wenn es darum geht, einen Termin für ein Vorstellungsgespräch zu finden und halte den Prozess so kurz wie möglich, ohne dabei die erforderlichen Informationen zu vernachlässigen.
Unklare Anforderungen und Erwartungen
Wenn Bewerber nicht genau verstehen, welche Fähigkeiten für die Stelle wirklich relevant sind und inwieweit sie den Anforderungen gerecht werden, fühlen sie sich verunsichert und springen ab.
Lösungsansatz: Achte schon bei der Erstellung der Stellenbeschreibung darauf, diese so detailliert und auf die Stelle zutreffend zu gestalten wie nur möglich. Bleibe thematisch bei den für die Stelle wirklich relevanten Themen und schaffe den Raum für Rückfragen, um den Bewerber bestmöglich abzuholen.
Unattraktives Arbeitgeberimage
Ein schlechter Ruf des Unternehmens oder negative Bewertungen im Internet können Bewerber abschrecken und bei genauerer Recherche dazu führen, dass diese den Prozess abbrechen.
Lösungsansatz: Pflege ein positives Arbeitgeberimage durch transparente und offene Kommunikation. Investiere in Employer Branding Maßnahmen, in eine positive Unternehmenskultur und sorge für ein angenehmes Arbeitsumfeld, damit zufriedene Mitarbeiter von sich aus gute „Werbung“ für dich machen.
Fehlende Transparenz beim Gehalt
Mit einer der häufigsten Gründe wieso Bewerber im Bewerbungsprozess abspringen, ist die Abweichung des Gehaltes beim finalen Angebot und die fehlende Transparenz auf dem Weg dahin. Die Bewerber kommunizieren anfänglich ganz klar ihre Gehaltsvorstellung, die dann auch aufgenommen und als in Ordnung abgetan wird. Doch am Ende unterscheidet sich das Angebot oftmals deutlich von der ursprünglichen Erwartungshaltung.
Lösungsansatz: Kenne deine Budgets für die jeweiligen Stellen und versuche erst über das Gehalt zu sprechen, wenn du wirklich einschätzen kannst, wie viel Gehalt dir der Mitarbeiter „wert“ ist. Vermeide böse Überraschungen beim Angebot und stelle somit sicher, dass dir der Bewerber nicht auf den letzten Metern verloren geht.
Ein Angebot, das sich deutlich vom Ursprungswunsch abweicht, kann den gesamten Prozess in ein schlechtes Licht rücken und dazu beitragen, dass Bewerber ihren Unmut im Internet auslassen, was dazu führt, dass dein Arbeitgeberimage darunter leidet.
Alles in allem gibt es sicherlich noch viele weitere Punkte, die den Bewerbungsprozess gefährden können. Selbst, wenn man alles richtig macht, ist das kein Garant dafür, dass man den Bewerber am Ende für sich gewinnt – aber es erhöht die Chancen darauf doch deutlich.
In dem Sinne: Viel Erfolg bei der Besetzung deiner Stellen!