VisionMagazin

Ist Schönheit individuell?

Findest du den Style dieses Magazins schön? Wir schon. Doch auch wenn wir vielleicht vieles richtig gemacht haben, können wir damit nicht jeden begeistern. Was ist eigentlich Schönheit? Und ist sie wirklich so individuell, wie wir oft annehmen?

Inhalt

„Schönheit“ ist ein subjektiver Begriff, der auf eine besondere Art von Anziehungskraft oder Attraktivität abzielt, die Menschen oder Dinge ausstrahlen können. Es handelt sich dabei um eine Kombination aus äußeren Merkmalen wie Proportionen, Symmetrie und Farben sowie inneren Werten wie Charakter, Intelligenz und Stil. Die Vorstellungen von Schönheit unterscheiden sich jedoch von Kultur zu Kultur und von Person zu Person. Doch was ist dieses magische Schöne, das uns fasziniert und begeistert?

Symmetrie

Schönheit ist ein vielschichtiges Konzept, das sich im Laufe der Geschichte verändert hat und auch heute noch unterschiedlich interpretiert wird. 

Wichtige Aspekte von Schönheit sind Symmetrie und Kongruenz. Symmetrie bezieht sich auf die äußere Erscheinung von Dingen, die eine harmonische Balance aufweisen. Diese Balance kann sowohl in Form als auch in Farbe erreicht werden und löst in uns ein angenehmes Gefühl aus. Kongruenz beschreibt ebenfalls eine harmonische Übereinstimmung von Teilen, aber im Bezug auf Funktionalität und Bedeutung. Ein gut designedes Auto oder ein gut funktionierendes Instrument sind Beispiele, welche meist genau diese Eigenschaften ausmachen. Daran erkennen wir ihre Schönheit.

Schönheit hat in der menschlichen Geschichte eine bedeutende Rolle gespielt und ist bis heute ein wichtiger Teil unserer Kultur. Sie ist tief in unserem Unterbewusstsein verankert. Schon seit jeher haben Menschen ihre Werkzeuge und Waffen symmetrisch geformt. (High handaxe symmetry at the beginning of the European Acheulian: http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0177063)

Trotz vieler Bemühungen von Forschern, einen praktischen Nutzen hinter den ästhetischen und aufwendigen Formen zu entdecken, ist es ihnen bisher nicht gelungen. Dies deutet darauf hin, dass Schönheit vielleicht einfach ein wesentlicher Teil unseres Lebens ist, der keiner weiteren Erklärung bedarf. 

Könnte es sein, dass Schönheit ein universelles menschliches Bedürfnis ist, das über die reine Funktionalität hinausgeht?

Schönheit in der Natur

Auch in der Natur finden wir immer wieder Symmetrie und Kongruenz, zum Beispiel in den Pflanzen, die uns umgeben. Leonardo Fibonacci ist im Jahr 1202 auf eine interessante Zahlenfolge gestoßen, die sich überall durch die Natur zieht. Die Fibonacci-Zahlen sind eine Folge von Zahlen, bei der jede Zahl die Summe der beiden vorhergehenden Zahlen ist. Die Fibonacci-Zahlen tauchen in vielen Bereichen der Natur auf, wie in der Anzahl von Blättern an einem Zweig, der Anzahl von Körnern auf einer Sonnenblumenkrone oder in der Gestaltung von Spiralen in Schalen oder Schneckenhäusern. Die Fibonacci-Zahlen sind ein faszinierendes Beispiel für die Verbindung von Mathematik und Natur.

Ein weiterer spannender Aspekt des Zusammenhangs von Symmetrie, Mathematik und Schönheit ist der Goldene Schnitt. Dieses Verhältnis wird in Kunst, Gestaltung und Fotografie verwendet, um harmonische und ausgewogene Kompositionen zu erzeugen. Es handelt sich dabei um ein Verhältnis von 1 zu 1,6180339887, das wir auch als „Phi“ kennen. Die Anwendung des Goldenen Schnitts besteht darin, ein Objekt oder einen Raum in Teile zu unterteilen, die dieses Verhältnis aufweisen. Dies führt oft zu einer harmonischen und ansprechenden Anordnung der Elemente. Der Goldene Schnitt wird häufig in der Architektur, bei der Gestaltung in Kunst, Design oder der Fotografie angewendet. Ziel ist es, das Auge des Betrachters im Layout zu führen und eine visuelle Balance zu schaffen. Denn wenn dies gelingt, empfindet der Betrachter es in der Regel als „schön“.

Schönheit, so könnte man die Geschichte deuten, ist der natürliche Lebensraum des Menschen.

Johannes Hartl – Eden Culture

Gute Gestaltung

Leonardo da Vinci, einer der größten Künstler und Gelehrten der Renaissance, legte große Bedeutung auf die Prinzipien der Schönheit in seinen Werken. Er betonte die Notwendigkeit von Harmonie, Ausgewogenheit und Einfachheit, um eine ästhetisch ansprechende Komposition zu erreichen. 

Die Prinzipien der Schönheit nach Leonardo da Vinci umfassen Symmetrie, klare Linienführung und Proportionen, um ein ausgewogenes Verhältnis der Elemente zueinander zu schaffen. Die visuelle Harmonie, die dadurch erzeugt wird, zieht das Auge des Betrachters an. Ob es die Prinzipien von Da Vinci sind oder andere „Regeln der Gestaltung“, die in verschiedenen künstlerischen Disziplinen Anwendung finden, immer wieder finden wir die Grundlage dafür in der Natur und Mathematik. 

Wenn Gestalter jedoch versuchen, durch all diese Regeln eine ästhetisch ansprechende Balance zu erzeugen, stirbt die Magie der Schönheit. 

Es ist ein Paradoxon in Kunst und Design.
   Man muss „out of the box“ denken

und bewusst von diesen Regeln abweichen, um Originalität und Kreativität zum Ausdruck zu bringen.

Indem man die Regeln bricht, können neue Ausdrucksformen und unkonventionelle Kompositionen entstehen, die überraschen und faszinieren. Die bewusste Verletzung der Regeln bringt Innovation und schafft Raum für Individualität und Einzigartigkeit. Schönheit kann nicht auf starre Vorgaben reduziert werden. Sie ist größer, als der Verstand mit Regeln begreifen kann. 

Zuletzt spielt natürlich auch unsere Wahrnehmung und Interpretation im Bezug auf das Schöne eine wichtige Rolle. Unser Gehirn hat eine klare Vorliebe für Symmetrie und Kongruenz, aber unser Geschmack und unsere Vorlieben werden auch von Erfahrungen, Kultur und sozialen Einflüssen geprägt. Deshalb kann es keine absolute Aussage darüber geben, was wirklich schön ist. Sie wird eben von zu vielen Faktoren beeinflusst und von Mensch zu Mensch unterschiedlich beurteilt. 

 

Es ist jedoch unbestreitbar, dass Schönheit nicht ganz so individuell ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Auch, wenn Schönheit subjektiv empfunden wird, hat sie letztlich eine objektive Grundlage. Viele Aspekte der Schönheit und auch unsere Art, sie zu interpretieren, sind universell und tief in unserer menschlichen Natur verwurzelt. 

 

Indem wir die Prinzipien der Schönheit würdigen, aber auch den Mut haben, sie zu hinterfragen und zu erweitern, können wir eine facettenreiche und lebendige Welt der Ästhetik erschaffen, die uns immer wieder aufs Neue inspiriert und begeistert. Manchmal „in the box“ und manchmal „out of the box“. 

Autor
Lebenskünstler mit Tiefsinn. Beziehungsmensch, Leidenschaftlich visuell und verliebt in Schönheit. Mit klarer Strategie und großartigem Design bringt er Marken nach vorne. Seine Vision: Dass Menschen und Marken ihre Strahlkraft entwickeln und die Welt ein wenig schöner wird.
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QUELLE: BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.