Es scheint fast, als würde sich dieser Trend aus der Kälte erheben und sich seinen Weg durch die Wintersaison bahnen – Eisbaden. Egal, wo man hinschaut, das Eintauchen in eiskaltes Wasser hat sich zu einer regelrechten Bewegung entwickelt. Doch ist das nur ein vorübergehender Hype oder steckt mehr dahinter? Die Wissenschaft hat begonnen, das Phänomen des Eisbadens genauer zu erforschen, und die Ergebnisse sind faszinierend.
Allen voran macht hier der Holländer Wim Hof eine fantastische Arbeit und hat als „the iceman“ so einige Weltrekorde inne. Seit vielen Jahren arbeitet er mit unterschiedlichsten Medizinern zusammen, um die positiven Effekte des Eisbadens weiter zu erforschen. Auch Andrew Huberman, ein angesehener Neurowissenschaftler aus den USA, hat diesem Thema bereits einige Aufmerksamkeit gewidmet, und seine Erkenntnisse werfen ein neues Licht auf die Vorteile des Eisbadens.
Glasklare Effekte
Eisbaden als mentaler Booster
Das Eintauchen in eiskaltes Wasser hat unmittelbare Auswirkungen auf unseren Körper. Es aktiviert sofort Stresshormone wie Adrenalin und Noradrenalin. Der Reflex, dem Kältestress zu entkommen, ist unübersehbar. Doch hier liegt auch ein Teil der Magie des Eisbadens: Es lehrt uns Selbstbeherrschung und wie wir mit Stress und Adrenalin umgehen können.
„Es ist nicht nur der Stress, den unser Körper erlebt, sondern auch, wie wir darauf reagieren, der das Eisbaden so kraftvoll macht“, sagt Huberman. Diese Fähigkeiten können nicht nur im Umgang mit Kälte nützlich sein, sondern sie haben auch erheblichen Einfluss auf unsere allgemeine Fähigkeit, mit Stress in unserem täglichen Leben umzugehen. Es ist ein Weg, um Impulskontrolle und Resilienz zu entwickeln, die uns in vielerlei Hinsicht zugutekommen können.
Aber das ist nicht alles. Für Menschen, die mit Depressionen zu kämpfen haben, hat das Eisbaden oft eine transformative Wirkung. Die eisige Kälte zieht die Aufmerksamkeit so stark auf sich, dass sie buchstäblich den Geist aus dem Grübeln reißt und uns im Hier und Jetzt verankert. Zudem führt das Eisbaden zu einem massiven Anstieg von Adrenalin und Dopamin, was eine energetisierende und beflügelnde Wirkung auf den Körper hat. Diese Neurotransmitter sind bekannt für ihre stimmungsaufhellenden Effekte und können ein Gefühl der Euphorie auslösen. Die Kälte kann also tatsächlich Glückshormone freisetzen und die mentale Gesundheit fördern.
Eisbaden wirkt physiologische Wunder
Doch nicht nur auf mentaler Ebene hat das Eisbaden positive Auswirkungen. Auch physiologisch gesehen eröffnen sich erstaunliche Vorteile. Das Eisbaden ist ein hervorragender Weg, um das sogenannte braune Fettgewebe in unserem Körper zu aktivieren. Im Gegensatz zum weißen Fettgewebe, das primär als Energiespeicher dient, ist das braune Fettgewebe ein Energieproduzent. Es enthält mehr Mitochondrien, was es zu einem wichtigen Akteur für die Gesundheit unseres Stoffwechsels macht. Darüber hinaus kann es uns wärmen, wenn uns kalt ist. Ein zusätzlicher Bonus in den Wintermonaten!
Die Forschung zeigt auch, dass Eisbaden die Insulinsensitivität verbessern kann. Das bedeutet, dass unser Körper besser auf Insulin reagiert, was insbesondere für Menschen mit Diabetes von Vorteil sein kann. Darüber hinaus wirkt Eisbaden entzündungshemmend, was wiederum dazu beitragen kann, das Risiko von entzündlichen Erkrankungen zu reduzieren. Und als wäre das nicht schon genug, senkt regelmäßige Kälteexposition bei den meisten Menschen den Blutdruck und den Ruhepuls, was die Herzgesundheit fördert.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die optimale Dauer, Häufigkeit und Wassertemperatur für das Eisbaden von Person zu Person variieren können. Eines steht aber fest: Das Eisbaden bietet eine Vielzahl von Vorteilen, die unsere Gesundheit sowohl auf mentaler als auch auf physiologischer Ebene enorm fördern können.
Tipps für deine Winter-Challenge
Na, überzeugt? Wenn du bereit bist, die eisige Herausforderung anzunehmen, haben wir 3 Tipps zusammengestellt, die dir helfen können. Für uns hat diese Gewohnheit in den letzten Jahren definitiv einen großen Effekt auf meine Gesundheit gehabt und gerade im Winter bringt es mir die benötigte Energie für Business, Familie und Leben.
1. Der Zeitpunkt
Bevor du dich in eiskaltes Wasser stürzt, ist es ratsam, den richtigen Zeitpunkt zu wählen. Es wird empfohlen, mindestens 3 Stunden vor dem Zubettgehen kein Eisbad zu nehmen, da das viele Adrenalin und Dopamin negative Auswirkungen auf den Schlaf negativ haben kann.
Der frühe Morgen kann der beste Zeitpunkt sein, um den Körper in Schwung zu bringen und den Tag voller Energie zu beginnen. Das Dopamin gibt dir Energie, die bis zum Mittag anhält.
2. Dauer und Häufigkeit
Es gibt natürlich keine strikten Vorgaben, wie oft und wie lange du Eisbaden solltest, da dies von deinen persönlichen Vorlieben und Zielen abhängt. Die Daten deuten jedoch darauf hin, dass bereits ca. 11 Minuten Kälteexposition pro Woche positive Effekte haben können. Denke daran, dass du dich nicht an eine feste Zahl klammern musst; jeder einzelne Eintauchvorgang kann bereits spürbare Vorteile bringen. Wenn du das Maximum aus der Aktivierung deines braunen Fettgewebes herausholen möchtest, kann es sinnvoll sein, kürzere, aber häufigere Badeeinheiten zu absolvieren. Regelmäßigkeit und eine Gewohnheit ist hier sicher ein guter Faktor. Täglich, alle zwei Tage, einmal die Woche… egal. Hauptsache regelmäßig.
3. Die Wassertemperatur
Die perfekte Wassertemperatur für das Eisbaden ist individuell unterschiedlich und hängt von deiner persönlichen Kältetoleranz ab. Ein guter Anhaltspunkt ist, dass das Wasser so kalt sein sollte, dass du sofort den Drang verspürst, wieder herauszuspringen. Wenn du dennoch in der Lage bist, für einige Zeit darin zu verweilen, kannst du sicher sein, die vorteilhaften Effekte zu erleben. Achte jedoch darauf, dich nicht zu sehr zu unterkühlen, insbesondere wenn du draußen badest. Ein nasser und kalter Kopf kann dazu führen, dass du schneller auskühlst. Im Anschluss solltest du also wieder schnell ins Warme gehen können. Wenn du an einem See bist, dann parke in der Nähe. Die Wassertonne im Garten ist natürlich das Optimum. Werde hier aber gerne kreativ und lass dich nicht von Perfektion abhalten.
In einer Zeit, in der Stress und Unsicherheit oft überwiegen, kann das Eisbaden ein Weg sein, die Herausforderungen des Winters mit einem gestärkten Geist und einem gesunden Körper zu meistern. Gerade jetzt nach der Pandemie, wo das Immunsystem Support braucht, ist es eine ideale Gelegenheit, dich in die Kälte zu stürzen und die erfrischenden Wunder des Eisbadens zu erleben.
Wenn du am Eisbaden interessiert bist, schau dir doch mal diese Podcastfolge von Andrew Huberman an:
Alternativ ist auch das Buch „Nie wieder krank: Gesund, stark und leistungsfähig durch die Kraft der Kälte“ von Wim Hof und Koen de Jong sehr zu empfehlen!