Der Logos – das Wort
Wir Menschen sprechen mithilfe von Worten. Wenn man sich das einmal genauer anschaut, ist es eine faszinierende Fähigkeit. Wir können sehr komplizierte Gedanken miteinander austauschen – dadurch, dass wir verschiedenste Töne erzeugen, die Schwingungen in der Luft verursachen und beim Gegenüber aufs Trommelfell treffen. Unser Gehirn wandelt diese Vibrationen in Gedanken um. Und diese Gedanken sortieren wir in Worten.
Das Wort „Logos“ kommt aus dem Altgriechischen. Es bedeutet soviel wie Wort, Sinn oder Vernunft. Denn Worte formen Gedanken. Sie sind nicht neutral – wie wir etwas formulieren, impliziert immer eine gewisse Form und Denkrichtung. Im Alltag entgeht uns diese Tatsache oft, weil Sprache und Worte so normal sind. Doch Worte haben schon in sich selbst eine Be-deutung und einen Sinn.
Auch das Neue Testament der Bibel beginnt mit dem legendären Satz. Am Anfang war das Wort. Vielleicht ist es genau diese Fähigkeit des Sprechens und des Bewusstseins über die Macht der Worte, die uns menschlich macht. Denn Worte haben Macht! Viel mehr als uns das oft bewusst ist.
Worte formen Gedanken und implizieren eine Denkrichtung.
– Daniel Büscher
Wie Sprache unser Denken formt
In einem TED Talk beschreibt die Kognitionswissenschaftlerin Lera Boroditsky, wie Sprache unser Denken formt. Darüber philosophieren Menschen schon ewig. Anhand einiger Beispiele aus verschiedenen Kulturen und deren jeweiligen Sprachen zeigt sie, wie Worte unser Denken und Handeln beeinflussen. Sie macht deutlich: Die gesamte Denkweise einer Kultur ist oft in der Sprache begründet. Dazu zeigt sie eine Reihe interessanter Beispiele auf.
Das Volk der Kuuk Thaayorre verwendet keine Begriffe wie „links“ oder „rechts“. Stattdessen wird alles mit den Himmelsrichtungen beschrieben. Menschen, die diese Sprache sprechen, können sich erstaunlich gut orientieren. Im Gegensatz dazu haben wir im Westen häufig Schwierigkeiten damit.
Auch unsere Wahrnehmung von Zeit wird von Sprache beeinflusst. Stell dir vor, du möchtest Bilder von deinem Großvater chronoligisch sortieren. Als Deutschsprachiger würdest du sie in der Reihenfolge von links nach rechts platzieren. Wenn du Hebräisch oder Arabisch sprechen würdest, wäre die Sortierung genau andersherum.
Das Schöne an der sprachlichen Vielfalt ist, dass sie uns zeigt, wie einfallsreich und flexibel der menschliche Geist ist.
– Lera Boroditsky
In vielen Sprachen werden grammatische Geschlechter verwendet. Jedes Substantiv hat ein Genus, oft männlich oder weiblich. Aber nicht in allen Sprachen sind die Geschlechter gleich. Macht das einen Unterschied im Denken der Menschen? Wenn man Deutsche und Spanier bittet, eine Brücke zu beschreiben (die Brücke ist im Deutschen weiblich, während das Spanische el puente männlich ist), verwenden Deutsche feminine Wörter wie „schön“ oder „elegant“. Spanier hingegen verwenden maskuline Wörter wie „stark“ oder „lang“.
Auch Ereignisse werden in verschiedenen Sprachen unterschiedlich aufgefasst. Nehmen wir dazu einen Unfall. Auf Englisch sagt man: „er hat die Vase zerbrochen“. Auf Spanisch würde man eher sagen: „die Vase ist zerbrochen“ oder „die Vase hat sich zerbrochen“. Wenn es ein Unfall war, wird meist gar nicht erwähnt, wer es getan hat. Der Deutsche bricht sich aktiv den Arm (was ziemlich befremdlich ist). Bin ich in einem Ereignis aktiv oder passiv? Das macht enorm viel mit unserer Wahrnehmung und hat natürlich Konsequenzen. Zeigen wir einem Englisch- und einem Spanischsprachigen also denselben Unfall, so erinnert der Englischsprachige sich genau daran, wer ihn verursacht hat. Der Spanischsprachige dagegen würde das eher vergessen und sich daran erinnern, dass es ein Unfall war. Er denkt eher an die Absicht. Zwei Menschen sehen dasselbe Ereignis, sind Zeugen desselben Delikts, aber erinnern sich nachher an unterschiedliche Details.
Die Form der Worte
Auch die Trainerin Vera Birkenbihl beschreibt die Macht der Worte im Zusammenhang mit unserem Denken. Sie erklärt: Mit deiner FORMulierung gibst du deinen Gedanken regelrecht eine Form. Diese gilt es zu überdenken und ganz bewusst einzusetzen. Das kennst du sicher auch von verschiedenen Glaubenssätzen oder Mindset-Methoden.
Du sagst nicht: „ich muss noch einkaufen gehen“, sondern „ich möchte/kann/will/darf etwas tun“. In der einen Formulierung bist du gefangen. In der anderen gewinnst du Freiheit. Eine klare Formulierung ist in Bezug auf Zielerreichung von großer Bedeutung. Indem du klar formulierst, gibst du deinem Unterbewusstsein genaue Anweisungen und setzt die Magie in Gang.
Worte erschaffen unsere Realität.
– Daniel Büscher
Projekt Logos
Die Sprache des Wortes ist jedoch nicht nur verbaler Natur. Als Designer spreche ich auch eine visuelle Sprache. Als Grafiker forme ich Worte auch im buchstäblichen Sinn. Ich forme im Design mit Typografie, Farbe und Komposition ein neues, mehrdimensionales Wort-Bild-Spiel. Ein Logo. Ein gutes Logo verkörpert die Identität einer Aussage. Im klassischen Fall die Identität eines Unternehmens. Da ein Logo nicht alle Facetten zeigen kann, ist es wie eine Art Fingerabdruck auf eine Aussage reduziert. Worte verschmelzen mit Symbolen zu einer neuen Aussage und entfalten Strahlkraft.
Mit dem „Projekt Logos“ möchte ich einige Wortschätze heben und durch Designsprache visuell verarbeiten. Daher findest du hier ein Glossar mit einer etwas anderen Wortstudie.
Worte im Design. Logos.