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„Wir müssen lernen, KI zu sprechen“ – vom IT-Nerd zum Sprachrohr

Wie können wir die Welt verändern und etwas bewirken? Hermann del Campo, Technik-Nerd und digitaler Vordenker, teilt seine Erfahrungen mit Künstlicher Intelligenz. Erfahre, wie er vom Hintergrundakteur zum Sprachrohr wurde und warum er glaubt, dass wir alle lernen müssen, KI zu sprechen. Bist du bereit, die Chancen der KI zu nutzen?

Inhalt

Richtig was bewirken können, die Welt verändern – aber wie? Manchmal werden Dinge wahr, da hätte man im Traum nicht dran gedacht. Insbesondere, wenn man dafür die Komfortzone verlassen muss. Hermann del Campo bezeichnet sich selbst als Technik-Nerd – als digitaler Vordenker gehört KI für ihn bereits seit über neun Jahren zum Arbeitsalltag. Seine Expertise ist gefragt – trotzdem fühlt er sich als Tüftler im Hintergrund meist am wohlsten. Viele Menschen sind nichts für ihn. Doch mit dem ChatGPT-Urknall Ende 2022 ändert sich plötzlich alles. Hermann del Campo über berufliche Rückschläge und die ganz großen Chancen.

Seit ich denken kann, wollte ich die digitale Welt genauer verstehen – ich war fünf, als mir mein Vater seinen alten Commodore 64 schenkte. Mit 12 habe ich dann meine erste Webseite gebaut – Lieblingssprache: Programmiersprache, selbstredend.

Doch auch Spanisch wurde mir in die Wiege gelegt. Meine Großeltern waren in den 1920er Jahren aus Deutschland nach Chile ausgewandert, mein Vater wurde dort geboren. Das Leben in Südamerika hat meine Eltern sehr geprägt und damit auch mich – insbesondere das Unternehmertum meines Vaters, der dort eine Möbelfirma aufgebaut hatte. Doch zwei Diktatoren und eine zu entspannt gelebte Zuverlässigkeit vor Ort trieben meine Eltern Ende der 80er Jahre nach Deutschland. So durfte ich mein Leben im idyllischen Verden starten – ich war damals noch ein Baby. Heute ist die nimmersatte Suche nach Innovation und digitalem Potenzial „typisch Hermann“, sagt man.

Die Zukunft in meinem Kopf

Schon während meiner Ausbildung als Mediengestalter in der Druckerei war ich der Beauftrage für Techniktrends und alles Digitale. Nach einigen bunten Jobs und Erfahrungen zog es mich 2013 von Niedersachsen nach Berlin. Zwei Jahre später, mit 26, gründete ich dann gemeinsam mit meinem Ex-Chef meine erste Firma mit Namen „Yoxxy“. Der Deal: Ich kümmere mich um die Technik, nicht um den Vertrieb. Am Ende sollte ich doch alles machen. Die vertriebliche Verantwortung in meiner Hand, das ging schief. Doch statt aufzugeben, wählte ich den nächsten Schritt – inhaltlich und strukturell. Unser Portfolio vergrößerte sich, das Kundenklientel wurde immer weiter. In Kooperation mit einer anderen Agentur gründeten wir daher eine neue Gesellschaft: Die „Multicast Media GmbH“. Jetzt waren wir fünf Gesellschafter – zwei Agenturen, die sich aufteilten in Entwicklung und Innovation im Medienumfeld, hauptsächlich für Radio und Fernsehen. Doch auch hier knirschte es – trotz Auszeichnung für eine Transkriptionslösung, die wir damals entwickelt hatten, brach die Firma auch in dieser Form zusammen.

Wenn’s nicht weitergeht, richte dich neu aus.
Damals entschied ich mich für eine Unternehmerpause – ich brauchte Kapital und wollte mal wieder weiter abtauchen in die Welt der Technik. Von 2019 bis 2021 hatte ich die Möglichkeit zu forschen, für eine Babelsberger Produktionsfirma zum Thema „Automatisierung in der Postproduktion mit Hilfe von KI“.

Alles in mir sträubte sich, aber ich musste Vertrieb lernen

Nach meiner Forschungszeit und einem Kapitalpuffer entschied ich mich Ende 2020, meine Firma Zaibr Innovations groß zu machen – mit der wertvollen Unterstützung eines Experten und gleichermaßen Freundes. Ohne meinen Partner Maksym hätte ich vieles schlichtweg gar nicht hinbekommen. Denn um durchzustarten, musste ich jetzt in den Vertrieb. Das widerstrebte mir zutiefst – ich hatte schon immer Panik, vor fremden Menschen zu sprechen. Doch genau das musste ich lernen. Mir war klar: Wenn ich jetzt nicht aus meiner Komfortzone rausgehe, stagniert mein Business. Ich brauchte einen sicheren Raum, ein Netzwerk, um das Reden vor und mit Menschen zu üben.

Mir war klar: Ich muss jetzt aus meiner Komfortzone rausgehen.

Und dann stand ich plötzlich da auf meiner Übungsbühne und musste pitchen. Was für eine Katastrophe – ich war schweißgebadet. Die Nacht davor hatte ich kein Auge zu gemacht. Auf meine Selbstfindungs-Spur brachte mich genau eine Person – obwohl sich unser Kennenlernen wie ein Boxkampf anfühlte – Profi gegen Laie, ich der Amateur. Ich hatte meinen persönlichen Verkaufstrainer gefunden. Stefan Gebhardt war weit mehr als das, er war mein Mentor, mein Erfolgsbeschleuniger eben. Er brachte mir bei, vor einer Gruppe Menschen frei zu reden, mich mit vielen Leuten effektiv auszutauschen. Ich wollte raus aus meiner wirtschaftlichen Schieflage, deshalb ließ ich mich auf ihn ein – auf seine direkte und ungefilterte Art, Feedback zu geben. Heute ist er ein wohlgeschätzter Freund und Geschäftspartner.

Sprich mit Gleichgesinnten.
Ich habe verstanden, wie Netzwerken funktioniert – wie man erfolgreich Empfehlungen gibt, wie man selbst welche erhält. Für meine Persönlichkeitsentwicklung war dieses Netzwerk Gold wert. Allerdings: Ich hatte mich zu sehr darauf verlassen. Lag der Aufwand meines Vertriebs doch zu 80 % in genau diesem Netzwerk. Ich wusste noch nicht wie, aber ich wollte noch mehr Reichweite.

Das nächste Level, zum Greifen nah

Ich befand mich längst außerhalb meiner Komfortzone, mitten im Lernprozess. Dank meines Verkaufs-Sparringpartners war ich immer auf alles vorbereitet. Denn wir arbeiteten beide im gleichen Coworking-Space – ich musste immer darauf gefasst sein, dass plötzlich ein potenzieller Kunde vor mir steht. Für mich bedeutete das in erster Linie: Schluss mit Schlabberlook. Doch irgendwas passte noch nicht – je selbstsicherer ich wurde, desto klarer wurde mir, was mich einengte. Ich fand den Denkfehler, dem ich zu Beginn meines Entwicklungsprozesses unterlag: Ich dachte, um überhaupt im Business erfolgreich zu sein, muss man sich einem bestimmten Outfit-Muster anpassen. Ein starker Triggerpunkt von mir, passte ich doch als Kind schon nicht zum Durchschnitt – ich war immer etwas größer und breiter. Damals einer der Hauptgründe, mich hinter meinem PC zu verstecken. Der Gedanke eines aufgezwungenen Erscheinungsbildes bremste mich aus, denn ich war nicht mehr ich selbst.

Glaub an dich.
Meine Entscheidung stand: Ich ziehe an, was ich möchte und: Ich verkaufe, wie ich möchte. Der Zeitpunkt war gekommen – ich wollte raus aus der Kontinuität des Netzwerkverbands, der mir zu mehr Selbstvertrauen verholfen hatte. Ich war jetzt bereit für mehr Risiko – plötzlich reizte mich ein Vertriebskanal enorm, den ich aus dem Hintergrund schon gut kannte: Messen.

Es ist soweit, alles greift ineinander

Meine Panik vor Vorträgen hatte ich verloren, mein Traumthema lag mir zu Füßen. 2017 mit unserer „Multicast Media GmbH“ war die Zeit für KI noch nicht reif, doch seit Dezember 2022 hatte sich die Perspektive nachhaltig verändert. Plötzlich konnte und wollte jeder ChatGPT. Doch auf Hype und Euphorie folgen oft Planlosigkeit und Angst – auf einen Schlag war der Hunger nach mehr Wissen zur „dunklen Materie“ unersättlich. Das Tor zu meiner digitalen Welt war offen. Mit welchem Mut auch immer fragte ich direkt drei einschlägige Messen der Medienbranche an – ich buchte mir keinen Messestand, sondern bewarb mich direkt für ein Panel. Mein Thema „Digitalmarketing, Automatisierung und KIgetriebene Medienproduktion“ wurde dankend angenommen. Wie die Medienbranche tickt, wusste ich und mit KI beschäftige ich mich seit vielen Jahren. Was sollte schon schiefgehen. Meine Idee: Wenn die Leute hören, was ich alles mit KI ermöglichen kann, dann ist jeder, der danach mit mir ins Gespräch geht, ein potenzieller Kunde. Und tatsächlich: Die Offenheit für neue Möglichkeiten war genial.

Es lohnt sich, mutig zu sein!
Ich wusste nicht, ob ich funktioniere, ob ich reden kann. Ich habe einfach gemacht und dann festgestellt: Es funktioniert. Der Effekt: Für 2024 bin ich bereits bei fünf Messen als Speaker gebucht – u.a. auf den European Radio Days, der größten Radiomesse Europas. Für mich fühlt es sich, an als hätte ich eine Lawine ausgelöst: Im November 2023 durfte ich sogar Deutschlands innovative Unternehmen auf einer Delegationsreise des BMWK in Argentinien repräsentieren – hier ging es um zivile Sicherheit. Technische Möglichkeiten durch KI gibt es für jede Branche.

Hab keine Angst vor KI!

Mein Wunsch ist es, jedem Einzelnen zu zeigen, wie man KI am besten für sich nutzen kann. Wir müssen alle lernen, KI zu sprechen. Insbesondere im Business lohnt es sich zu hinterfragen: Wie kann ich KI für mich gewinnbringend nutzen? Wie hilft sie meinen Mitarbeitern, Herausforderungen besser oder schneller lösen zu können? Gerade in Bereichen, in denen Budget oder Personal fehlen, kann sie den größten Druck rausnehmen – z.B. bei SEO-Optimierung oder Content. Experten ersetzt sie dennoch nicht, denn KI ist immer nur so gut, wie du sie „fütterst“.

Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen – um wettbewerbsfähig zu bleiben, muss sich perspektivisch jeder damit auseinandersetzen. Tatsächlich kann KI auch Nachwuchsprobleme puffern – gemeinsam mit der DPA entwickle ich beispielsweise aktuell einen Workshop für Journalisten, um genau das zu zeigen. Denn auch Radio und Fernsehen haben an Magie für junge Leute eingebüßt, es fehlen Volontäre. Über kleine lokale Stories soll dennoch weiterhin faktenbasiert berichtet werden – genau hier kann KI helfen.

Seht die Chancen.
Meine ganz persönliche Vision ist es übrigens, eine Lösung zu finden, einzelne Filme und Medien komplett automatisiert ins Deutsche zu synchronisieren – und zwar mit der Originalstimme des Schauspielers, mit dem Dialekt der Wahl. Stellt euch vor: Keanu Reeves in Matrix 4 in Originalstimme mit bayrischem Akzent.

KI ist nur so gut, wie du sie briefst

Natürlich bin auch ich nicht perfekt und genau, um diese Lücken zu füllen, ist KI wie geschaffen. Ich wollte ein Buch schreiben, allerdings muss ich zugeben: Ich kann nicht schreiben. Und genau deshalb habe ich die KI das machen lassen. Nicht diesen Text, aber mein Buch. Es heißt: „Content is king, AI is the queen”. Genau vier Tage hat die künstliche Intelligenz gebraucht. Wie bin ich vorgegangen? Ich habe Quellen gesammelt und alle Informationen dann gestückelt ins System gegeben. Danach habe ich ChatGPT mit persönlichem Input gefüttert – ich habe die KI so trainiert, dass sie möglichst so schreibt, wie ich es tun würde. Dann habe ich mein Buch einem Freund anvertraut. Er ist professioneller Lektor – natürlich hat er noch ein paar Schwachstellen gefunden.

Mein Learning: Hätte ich genauer definieren können, wie ich den Aufbau haben möchte, hätte ich noch mehr rausholen können. Trotzdem bin ich sehr zufrieden. Es ist ein Rundumschlag über Einsatzmöglichkeiten von KI in fast allen Content-Bereichen geworden – von Textschreiben, bloggen, SEO, Optimierung für Videos, Audios bis Produktion.

Content is King.
AI is the Queen.

Lernt, KI zu sprechen.
Ich persönlich bin beeindruckt von dieser KI-Leistung – sie hat nicht nur meinen Stil und meine Richtung gefunden, sondern auch zu Beginn jeden Kapitels ein eigenes Zitat erstellt. Diese Zitate gibt es bisher nicht, sie sind quasi von mir. Wie zum Beispiel dieses: „Content is King, aber ohne eine gute Strategie bleibt der König nackt.“ Das hätte ich nicht besser sagen können.

Autor
Hermann del Campo ist KI-Experte und leidenschaftlicher Softwareentwickler. Mit seiner Firma Zaibr Innovations bieten er und sein Team Beratung, Entwicklung und Implementierung innovativer KI-Lösungen im Growth Marketing. In seinen weltweiten Vorträgen möchte er KI-Themen zukünftig jedem zugänglich und begreifbar machen.
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QUELLE: BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.

 

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